301 n. Chr. / Aquileia
Kopf mit Lorbeerkranz rechts
Revers: Moneta mit Waage und Füllhorn
Ende des 3. Jhdts. versuchte Kaiser Diokletian ein Regierungsystem zu etablieren, in dem vier Herrscher, zwei Seniorkaiser und zwei designierte Nachfolger das Reichsgebiet gemeinsam verwalten sollten (Tetrarchie). Als seinen Partner im Westen wählte er Maximianus Herculius, wie er ein Mann aus einfachen Verhältnissen, der sich über eine militärische Laufbahn bis an die Reichspitze hochgedient hatte. Die Tetrarchen suchten nach einer neuen künsterischen Ausdrucksform für das Wesen der durch sie verkörperten Herrschaft. Das vorgestellte, gedrungen und massiv wirkende Porträt des Maximianus ist ein Paradebeispiel für die Auffassung dieser Soldatenkaiser von sich selbst.
Bereits seit der Mitte des 3. Jhdts. zeichneten sich die Kaiserporträts durch militärischen Kurzhaarschnitt aus. In Abkehr von klassischen Schönheitsidealen entwickelten sie sich nun zu regelrechten „Quadratschädeln“. Im Gegensatz zu den negativen Konnotationen, die mit diesem modernen Wort verbunden sind, sollten hier positiv empfundene Eigenschaften zur Darstellung kommen: Gleichförmige, kantige Männerköpfe repräsentieren Widerstandsfähigkeit und Unerschütterlichkeit, Tatkraft und die Fähigkeit zum energischen Zupacken; Details wie Stirnfalten verdeutlichen die Sorge um das Reich. Zugleich entsprechen die Bildnisse mit ihrem rauen Charakter der Herkunft der Herrscher aus niedrigen sozialen Schichten. Ihre Erfahrung war durch harte Arbeit gekennzeichnet. Auf dem Weg durch die Hierarchien waren Durchsetzungskraft, häufig auch Strenge und Härte unabdingbare Voraussetzung zum Bestehen oder gar Überleben. Dergleichen Eigenschaften galten den Herrschern der Tetrarchie als wichtige Voraussetzungen, um die Herausforderungen einer Zeit bewältigen zu können, die das Resultat einer Entwicklung waren, die in der Forschung u.a. mit dem vieldiskutierten Begriff der „Reichskrise des 3. Jhdts.“ benannt worden ist.
Die Tetrarchen waren reformfreudige Herrscher. U.a. wurde das Münzwesen neu geordnet und wieder eine hochwertige, stabile Silbermünze eingeführt. Als dominierendes Kleinnominal wurden große, mit Silbersud überzogene Kupfermünzen, die sogenannten „Folles“ eingeführt. Ein typisches Exemplar ist hier abgebildet.
Aber weder der Tetrarchie, noch den meisten Reformen ihrer Herrscher waren auf Dauer Erfolg beschieden. Die oben genannten, von den Tetrarchen kultivierten Werte konnten auch schnell in Sturheit, mangelnde Flexibilität und Unbelehrbarkeit umschlagen. Die späten Lebensjahre des Maximianus waren beispielhaft für diese Tendenz. Während sich Diokletian konsequent aus der aktiven Laufbahn verabschiedet hatte und die Regierungsgeschäfte den designierten Nachfolgern überließ, konnte Maximianus nicht von der Macht ablassen und mischte sich trotz entschiedener Zurechtweisung durch seine Kollegen mit fatalen Folgen immer wieder in das fragile Gefüge der Tetrarchie ein. Dies endete für ihn im Jahre 310 in auswegloser Situation mit Selbstmord. Seinem Schwiegersohn Constantin dem Großen, in dessen Herrschaftsbereich seine letzte Usurpation begann, war es vorbehalten, die Umgestaltung des Römischen Reiches unter neuen Vorzeichen erfolgreicher fortzusetzen.
10,01 g / Durchmesser 26 mm