Solidus

Geschichte begreifen 2021

Michaelspfennige des Barock

1. Hälfte 18. Jahrhundert
Avers: St. Michael beim Drachenstoß
Revers: Kreuz mit Siglen

Sogenannte “Michaelspfennige” trugen die Mitglieder der bayerischen Erzbruderschaft St. Michael ihr Leben lang. In der Barockzeit waren soziale Absicherung und medizinische Grundversorgung keine Selbstverständlichkeit. In ihren Nöten bauten damals gläubige Menschen in besonderem Maße auf den Schutz überirdischer Mächte.

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Die Erzbruderschaft St. Michael wurde im Jahr 1693 vom Wittelsbacher Joseph Clemens von Bayern gegründet. In ihrer Blütezeit zählte die Bruderschaft rund 100.000 Mitglieder mit rund 50 Ablegern in Bayern, Österreich und dem Rheinland - zwar überwiegend getragen von Angehörigen des Adels, aber auch bürgerlichen Kreisen zugänglich. Im 18. Jahrhundert gehörte ihr das gesamte bayerische Herrscherhaus an. Papst Benedikt XIII. verlieh 1725 den Rang einer Erzbruderschaft. Seit 1751 ist St. Michael im heutigen Münchner Stadtteil Berg am Laim die Hauskirche der Erzbruderschaft sowie des nur dem Adel vorbehaltenen, heute nicht mehr existenten Michaelordens.

 

Heute gibt es noch rund 800 Mitglieder der Erzbruderschaft, welche nach wie vor eine Medaille mit den Initialen „F P F P“ tragen, die für die Devise der Bruderschaft steht: fideliter (treu), pie (fromm), fortiter (tapfer) und perseveranter (ausdauernd).

 

Als Wurzel des Bruderschaftswesens gelten die frühmittelalterlichen Gebetsverbrüderungen, wobei dergleichen Bruderschaften im Raum des heutigen Bayerns seit dem Spätmittelalter belegbar sind. Besonders in der Barockzeit florierte das Bruderschaftswesen. Der Erzengel Michael gilt als Schutzpatron und Hilfe im Leben wie auch beim Sterben.

 

Die Medaillen wurden je nach Vermögen des Mitglieds in Gold, Silber oder Bronze gefertigt. Manche sind als Kleinkunstwerke des Rokoko ausgesprochene Pretiosen. Auf der Vorderseite stößt der durch einen Schild gewappnete Heilige Michael mit einer von einem Kreuz bekrönten Lanze einen Drachen nieder. Auf der Rückseite findet sich stets ein Kreuz mit den Siglen der Devise “F P F P” in den Enden der Kreuzarme.

 

8,33 und 10,32 g / Höhe 38 (mit Ring) und 39 mm

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