Ohne Jahr (ca. 1192 – 1193)
Verkündigungsszene.
Titulatur in griechischer Schrift.
Die Sphragistik (Siegelkunde) zählt zu den Randgebieten der Numismatik. Herstellungstechnik, Form und der zur künstlerischen Entfaltung beschränkte Platz sind den Münzen nah verwandt. Vorliegendes Prachtexemplar eines byzantinischen Siegels ist dem Feldherren und als Usurpator unglücklich endenden Konstantin Angelos Dukas zuweisbar.
Konstantin Angelos Dukas war ein Cousin des Kaisers Isaak II., der seine engen Verwandten großzügig mit Titeln und Ämtern bedachte. Als junger Mann konnte er sich bereits als Dux von Kreta beweisen. 1192 wurde der Enkel eines Admirals zum Flottenkommandeur und Strategen von Philippopolis ernannt und im Krieg gegen die Bulgaren mit dem Oberkommando betraut. Als mehrfacher Sieger über den bulgarischen Zaren ließ er sich 1193 zum Kaiser ausrufen. Der Usurpator wurde jedoch von seinen eigenen Offizieren festgenommen und Isaak II. ausgeliefert, der seinen Cousin blenden ließ. Im Anschluss an diesen innerbyzantinischen Konflikt wandte sich das Kriegsglück wieder den Bulgaren zu, die ihre Unabhängigkeit und die Vormachtstellung auf der Balkanhalbinsel erkämpften.
Die Inschrift des Siegels weist Konstantin Angelos Dukas als verantwortlichen Amtsträger für das einst zugehörige Dokument aus und stammt aus der Zeit vor seiner Usurpation. Es nennt ausdrücklich seine Abstammung von einer „purpurgeborenen“ Person und seinen Verwandtschaftsgrad als erster Cousin des Kaisers.
39,35 g / Durchmesser 46,5 mm