1706 (ohne Angabe) / Dresden?
Zwei schnäbelnde Tauben
Hahn besteigt Henne
Friedrich August der Starke verschaffte als ambitionierter, absolutistisch regierender Herzog und Kurfürst von Sachsen (1694 – 1733) seinem Land eine bis dahin unerreichte wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die er mit seinen ehrgeizigen Projekten, darunter die Erlangung der Königswürde von Polen, zugleich wieder strapazierte. Er baute Dresden zu einer barocken Prunkmetropole von legendärem Glanz aus. Bemerkenswert war auch die große Anzahl seiner Mätressen, unter denen von 1704 bis 1713 Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel (geb. Brockdorff) eine schillernde Rolle spielte, nach der die sogenannten Cosel-Dukaten bezeichnet sind.
Aus der Regierungszeit Augusts der Starken stammen goldene Jetons im Gewicht eines Dukaten, die gerne mit dem „fürstlichen Paar“ in Verbindung gebracht werden, ähnlich wie die sogenannten „Schmetterlingstaler“, die aus der Zeit der Liaison mit Anna Constantia stammen (vermutlich 1709 geprägt). Die sicher nicht als Umlaufmünzen hergestellten Schmetterlingstaler harren als Sondererscheinung im Währungssystem bis heute einer gesicherten Deutung. Die mitunter provokant frivolen Inhalte der „Cosel-Dukaten“ machen eine offizielle Herausgabe durch August den Starken oder die Reichsgräfin von Cosel eher unwahrscheinlich. Als hochwertige Spieljetons könnten sie jedoch im Umfeld des sächsischen Hofes durchaus eine gewisse Rolle gespielt haben und sind in ihrer Bedeutung und Verwendung ein noch weitestgehend unverstandenes Teilgebiet sächsischer Numismatik und Sittengeschichte. Die Funktion als Spieljeton ist durchaus plausibel, wofür auch der Abnutzungsgrad vieler Stücke spricht. Das vorliegende Exemplar mit explizit erotischem Inhalt ist selten gut erhalten.
Aus Premium-Auktion 37 von Solidus Numismatik, Los 196.
3,44 g / Durchmesser 21 mm