Solidus

Geschichte begreifen IV /2018

Goldmedaille Papst Alexanders VIII.

1690 / Rom
Büste mit Tiara rechts
Heiliger Geist über Stuhl Petri

Papstmedaillen sind ein beliebtes und lohnendes Sammelsujet. Zum einen, weil in der frühen Neuzeit dem Kunstverständnis von Renaissance und Barock entsprechend echte Porträts von großer Ausdruckskraft entstanden sind, die teils von namhaften Künstlern gestaltet wurden. Zum anderen, weil die Rückseiten mitunter interessante Schlaglichter auf historische Fragestellungen verschiedenster Art werfen.

Vorliegendes Exemplar schuf Giovanni Martino Hamerani, Enkel des Begründers einer bedeutenden Goldschmiede-Dynastie bayerischer Abstammung in Rom, die sich auch als Stempelschneider der päpstlichen Münze betätigten. Giovanni Hamerani wurde mit vielen hohen Ämtern betraut und war ab 1679 unter Clemens X. in Nachfolge seines Vaters Alberto Medailleur der päpstlichen Münze. Seine Schöpfungen zählen zu den großartigsten Werken dieser berühmten Künstlerfamilie.

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Giovanni Hamerani wurde schließlich sogar enger Vertrauter von Papst Clemens XI. Während Hamerani, wie andere Künstler der frühen Neuzeit, ihm nahestehende Persönlichkeiten lebensecht porträtierte, entstanden gleichzeitig auch die ersten Suiten von Medaillen, die historische Papstgestalten als Idealbilder geistlicher Würdenträger darstellten, ohne dass deren Antlitz je aus zeitgenössischen Darstellungen bekannt gewesen wäre. Doch sind auch diese Erzeugnisse interessante Quellen zur Geschichtsauffassung und Mentalität ihrer Hersteller und Auftraggeber. Im Gegensatz zu dem äußerst lebendigen Porträt auf der Vorderseite der vorgestellten Medaille Alexanders VIII. ist die Rückseite mit einer allegorischen Glorifizierung des Apostolischen Stuhls eher allgemeiner Ausdruck barocker Repräsentation. Andere Papstmedaillen nehmen jedoch Bezug auf historische Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung, wie die Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571, auf liturgische Hochfeste von besonderer Pracht oder die Bautätigkeit von Päpsten, die unser Wissen über das historische Stadtbild Roms als eigenständige Quellen erheblich bereichern können. Andere Ereignisse wie die Bergung der Antoninus-Pius-Säule im Jahr 1703 sind gleichfalls anekdotenhaft verewigt. Nicht zuletzt erfahren auch theologische Programme sinnbildhafte Würdigung. Neben der Möglichkeit zur Bildung einer Galerie der Nachfolger Petri machen gerade auch die Rückseiten mit der Vielfalt möglicher Themen Papstmedaillen zu einem besonders spannenden Gegenstand des Sammelns und Forschens.

Eine repräsentative Auswahl päpstlicher Medaillen mit vielen außergewöhnlichen Stücken bietet Auktion 33 von Solidus Numismatik, der auch das vorgestellte Exemplar entstammt.

13,32 g / Durchmesser 31 mm

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